Seminararbeit

An Peter Weiss bin ich durch seine Dokumentarfilme geraten, die das WDR zu nächtlicher Stunde, immerhin aber ausstrahlte. Ich habe dann den Schriftsteller Peter Weiss entdeckt und mich durch sein Werk bis in die Verästelungen hineingelesen, wozu mir meine Absonderung während des Zivildienstes im Schwarzwald nützlich war. Walter Höllerer hat mir später zu Studienzeiten die schöne Aufgabe gestellt, eine Hausarbeit über den „Marat/Sade“ zu schreiben, welches Theaterstück tatsächlich ein work in progress gewesen und Peter Weiss dienlich war, sich am eigenen Schopf aus den Sumpf zu ziehen. Er musste dazu lediglich die Figur des de Sade zu einem Masochisten umgestalten, dazu ihm die rostocker Inszenierung Hans Anselm Pertens und ein Einwurf Hennig Rischbieters hilfreich war: „Das ist das deutsche Drama!” – Hans Erich Nossack, an dessen Werk ich unterdessen auch geraten war, sah das als früh entschiedener Schriftsteller aus anderer Perspektive: „Wieviel vernünftiger ist es doch, Sadismus zu spielen, als Sadist zu sein. Und obendrein kurzweiliger. Das läßt sich interpretieren und fernsehen. Um von Revolutionen ganz zu schweigen.” Dabei war Peter Weiss nur 12 Jahre jünger. Doch lange vermochte er es nicht, sich mit sich ineins zu setzen.

„Das Gespräch der drei Gehenden“ ist ein Dokument der Krise eines Künstlers. Leider war es nötig, auf den ausgebliebenen Schlusspunkt der Arbeit zu insistieren, was auch aus anderen Beweggründen notwendig erschien. Mein Prof., Jürgen Schutte, sah dort deutlich Kürzungspotential. Aber ich fand es wichtig, sich auch ein bisschen über das wissenschaftliche Arbeiten an sich auszulassen. Und da es klar war, dass ich meine langjährige Beschäftigung mit Peter Weiss beenden wollte, nahm mir Jürgen Schutte diese Arbeit schließlich ab.

[4. Feb 2022]

Peter Weiss und Das Gespräch der drei Gehenden >